Gestern sind wir also doch nach Putre gefahren. Deshalb mussten wir uns schon um halb sechs aufquälen denn der Bus nach Putre fährt einmal täglich um 7 Uhr in Arica ab. Und obwohl der Abfahrtsort des Busses nur 15 Minuten von unserem Hostel ?Sunny Days? entfernt war mussten wir trotzdem so früh aufstehen weil wir vorher noch was Frühstücken wollten und vor der Abfahrt noch zu nem Geldautomaten mussten, weil es in dem Ort natürlich keine Geldautomaten gibt. Zu meiner Entzückung hat uns der Hostelinhaber Ross zum Bus gebracht und ist auch noch bei der Bank auf dem Weg stehen geblieben. Ausserordentlich nett, wenn man bedenkt dass wir ihm beim Bezahlen für das Zimmer nur 3 Euro Trinkgeld gegeben haben.

Gegen 10 Uhr sind wir dann in Putre angekommen, und schon beim Aussteigen aus dem Bus hatte ich leichte Kopfschmerzen was nichts Gutes bedeuten konnte. Zuerst sind wir zum Hostal PachaMamma spaziert, welches uns Ross empfohlen hatte. Dort sind wir in eine Cabena für 6 Personen eingecheckt weil leider keine Doppelzimmer mehr frei waren. Da wir todmüde waren sind wir erstmal ins Bett und haben bis 15 Uhr geschlafen. Danach war ich noch müder, aber der Hunger trieb mich aus dem Bett und die Notwendigkeit für morgen eine Tour zu besorgen.

Eigentlich sollte es zuerst ins Restaurant Oasis oder Verdecuarte gehen, beide waren aber natürlich geschlossen. Also sind wir das einzige das offen war. Nach dem billigen und durchaus guten Essen im Restaurant Rosemarie gings zum Tour Veranstalter Andino, der wiederum auch mit dem ?Sunny Days? zusammenarbeitet. Dort haben wir dann eine Tagestour für heute zum Nationalpark Lauca gebucht die um 8 Uhr starten sollte.

So sind wir dann heute früh nach einer mehr als schlaflosen Nacht voller Kopfschmerzen um 20 Minuten zu spät am Abfahrtsort für die Tour angekommen, weil das Frühstück im Hostal auch nicht um 7 Uhr aufgetischt wurde sondern erst 40 Minuten später.

Von Putre gings zuerst zu den Cuevas (Hölen), die nahe einer alten Handelsrute zwischen Bolivien und Chile liegen. Auf dem Weg dorthin musste sich Anna leider gleich mal übergeben, denn sie vertug die Höhe noch schlechter als ich. Nachdem der Magen leer war hat sie etwas Kokatee getrunken hatte, fühlte sich gleich wieder top fit. Ein hoch auf die Drogen! Bei der ersten Station konnte man einen altern Unterschlupf der armen Leute begutachten die sich wochenlang zu Fuß über die Anden quälen durften. Heute lebt dort vor allem eine Hasenart, welche als besonderes Merkmal keinen Stummelschwanz hat sondern eher einen Oachkazelschwoaf. Auf Spanisch heißen sie Viscachas und sind wirklich eine Mischung zwischen Hase und Eichkätzchen.

Am Ende der Höhlenrundweges haben wir noch einen anderen Führer getroffen, der uns gleich auf ein paar Kokablätter eingeladen hat. So ein freundliches Angebot kann man natürlich nicht ausschlagen. Allerdings könnte ich nicht sagen dass es mir danach irgendwie besser ging, meine Kopfschmerzen waren unverändert gleich. Darauf folgte der Brauch sich gegenseitig mit Kokablättern zu bewerfen, was Glück bringe soll. Ein weiter Brauch ist ein Kokablatt mit der Zunge zu befeuchten und sich auf die Nase zu kleben. Dann dreht man sich gen Sonne und fragt Gott wie es einem wohl heute ergehen wird. Daraufhin pustet man das Blatt von der Nase und wenn es mit der Blattoberseite nach oben landet wird man an diesem Tag Glück haben.

Danach fuhren wir zum Dorf Parinacota auf 4390 Meter in dem eine Kirche aus dem 16 Jahrhundert steht. Von dort gings dann weiter mit dem Auto zu einem Aussichtspunkt auf den wir dann noch ca. eine halbe Stunde zu Fuß hinauf getrottet sind und von dem man einen tollen Blick auf die Seenlandschaft hatte. Beim Hochgehen war ich froh dass unser Führer Eujenio alle paar Meter stehen blieb um uns etwas zu erklären, denn man kam ziemlich schnell außer Atem. Nach einem kurzen Picknick auf dem Gipfel des Hügels gings dann weiter zum Lago Chungará, der auf 4517 Metern liegt und damit angeblich der höchste See der Welt ist. Der See liegt am Fuße des über 6000 Meter hohen Vulkanes Parinacota, der auch der Region den Namen gibt. Jetzt wollten wir eigentlich noch zu dem Thermalbad Jurasi fahren, leider war aber der Weg aus unbekannten Gründen gesperrt.

Darum gings dann schon gegen 17 Uhr nach Putre zurück. Kaum waren wir in unserem Häuschen hatte Anna leider große Probleme mit der Höhe, und unerträglich Kopfschmerzen. Deshalb hat sie sich erstmal schlafen gelegt. Da es dann aber auch nach einer Stunde nicht besser wurde haben wir beschlossen noch nach Arica zurück zu fahren. Als ich mich zum Abfahrtsort des Buses aufmachte um zu schauen ob es noch eine Möglichkeit gibt nach Arica zu kommen, ist mir natürlich der Bus vor der Nase weggefahren. Trotzdem wollte Anna unbedingt und zu jedem Preis wieder dicke Luft atmen weshalb ich den guten Mann von Andino Tours in Putre überzeugen musste uns nach Arica zu fahren. Abfahrt sollte um 19 Uhr sein, gekommen ist er aber dann gegen 20 Uhr. Natürlich war auch niemand in unserem Hostel da und so mussten wir uns noch auf die Suche nach der Besitzerin machen um bezahlen zu können, weshalb wir dann erst eine halbe Stunde später und nach Fahrerwechsel aufgebrochen sind.

Es hat uns der arme Eujenio fahren müssen der mittlerweile schon seit 6 Uhr morgen unterwegs war. Und wenn man bedenkt dass es nach Arica 130 Kilometer und 3500 Meter Höhenunterschied sind, für die man 6 Stunden hin und zurück braucht, war der gute Mann nicht zu beneiden. Deshalb hat er noch seine Frau mit eingepackt, die zur Sicherheit einen Sack voll Kokablättern dabei hatte. Somit konnte gar nichts mehr schief gehen. Bei der Fahrt nach Arica hab ich dann einige Male um mein Leben gezittert, da der gute kokakauende Eujenio mutig die LKWs auf der engen und holprigen Straße überholt hat. Anna hat davon natürlich nichts mitbekommen, denn seit sich das Auto aus Putre fortbewegt hat gings ihr natürlich wieder besser und so hat sie tief geschlafen.

Ganz im Gegensatz zu mir, denn ich hab nochmal die Gelegenheit genutzt und die zwei guten Leute um eine Portion Kokablätter angehauen. Diesmal hab ich sie ohne die sonst mit dagereichte schwarze Zimtpaste gekaut. Der Geschmack war allerdings nicht so bitter wie erwartet und wieder war keine Wirkung spürbar. Aber als ich nach ca. 1 Stunde die Blätter wieder raus genommen hab, denn sie waren schön langsam ziemlich zerkaut und man hat immer ein bisschen verschluckt (Snus lässt grüßen), war ich doch kurze Zeit später ziemlich müde. Also scheinen sie doch die Müdigkeit zu unterdrücken. Als wir dann endlich um 23 Uhr wieder im Hostal SunnyDays angekommen sind, hat Anna noch die 60 Euro für die Fahrt gezahlt und wir sind glücklich ins Bett gefallen.